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Reisen im Web 2.0: Mit dem iPhone und Naviki ganz einfach

Diese Woche berichten wir von einer Entwicklung, die weniger mit dem Verkaufen als mit dem Reisen selbst zu hat. Bereits in der Vergangenheit haben wir in einigen Artikeln auf die  rasante Verknüpfung von Internetinformationen und “realer Welt” hingewiesen. Die Auswirkungen dieses Trends für Reiseveranstalter sind heute noch nicht abschätzbar. Das Aktiv-Reise.Netz berichtete davon, dass mittels Google Maps Internetnutzer sich eine Radtour durch New York zusammen stellen können. Interessant ist auch die Entwicklung von Google Citytours, bei dem Sehenswürdigkeiten vorselektiert und zu einem Stadtrundgang zusammengestellt werden. Für Europa sind beide Anwendungen noch nicht 100-prozentig brauchbar, weil es der Datenbasis von Google Maps den schönen, verschlungenen Pfaden und kleinen Gässchen mangelt, die wir Europäer so lieben.

Die Anwendung, um die es heute geht, arbeitet neben den Karten von Google Maps mitzusätzlichen Informationen von OpenStreetMaps, dessen Informationen von Privatpersonen in freiwilliger, ehrenamtlicher Arbeit erstellt werden. Sie enthalten neben den verschlungenen Pfaden und Radwegen, zum Beispiel entlang von Flüssen, viele Details. Auf Basis dieser Daten hat die Fachhochschule Münster im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Wegbereiter geschaffen. Mit Naviki, so wird diese Anwendung genannt, können seit Juni 2009 Fahrradrouten geplant oder seine gefahrenen Radwege dokumentiert werden. Nach diesem ersten Schritt präsentierten die Entwickler auf der CeBit 2010 ihre nächste innovative Errungenschaft: eine Anwendung oder auch Application, kurz App, für das iPhone und das Handy-Betriebssystem Android. Die kostenlose Android-App ist im Android Market-Place seit April 2010 verfügbar und seit Mai kommen auch alle iPhone-Nutzer in den Genuss dieser Software.  Ganz im Sinne von Web 2.0 können die erstellten Strecken anderen Naviki-Nutzern zur Verfügung gestellt werden.

Voraussetzung für die Nutzung ist also ein Android-Phone oder das iPhone. Eine Halterung, die sich für das Smartphone eignet, gehört zusätzlich ans Fahrrad. Das Aktiv-Reise.Netz stand ein iPhone für einen Kurztest zur Verfügung, auf das die App aus dem iTunes-Store geladen wurde.

Das Design der Naviki-App stellt sich als schlicht, einfach und sehr praktikabel heraus. Wie für eine App üblich wurde sich auf das Nötigste beschränkt, um die Handhabung auf dem Smartphone so einfach wie möglich zu gestalten. In der Navigation stehen verschiedene Menüpunkte zur Verfügung. Unter „Route berechnen“ gibt man Start und Ziel der Fahrt ein. Naviki zeigt danach auf der Karte den kürzesten Weg an, um diese Strecke zu fahren. Damit entfällt das Wälzen von Karten vor dem Start. Wer möchte kann auch einen eigenen Weg aufzeichnen. Einfach „Weg aufzeichnen“ wählen und schon startet die App die Aufzeichnung. Außerdem kann man seine Wege verwalten und Wege von der Webseite über seinen vorher angelegten Account laden – und natürlich fahren.

Die Menüpunkte der App im Einzelnen
– Route berechnen
– Weg aufzeichnen
– Meine Wege
– Importierte Wege
– Einstellungen

Die einfache Handhabung von Naviki gehört zu den Vorteilen diese Anwendung. Dadurch, dass sie reibungslos funktioniert, könnte man auf die alt hergebrachte Karte für unterwegs verzichten. Das gibt einem ein bisschen mehr Freiheit auf dem Fahrrad. Allerdings gesellen sich zu diesen Vorteilen auch einige Punkte, die noch verbesserungswürdig sind. Bei der Wegangabe werden zwar keine stark befahrenen Straßen bedacht, aber allgemeine Straßen und Wege. Hier wäre es von Vorteil, wenn das Angebot sich vor allem auf ausgewiesene Fahrradwege beschränkt. Diese sind weniger befahren und landschaftlich meist schönere Strecken. Von Vorteil wäre es auch, wenn auf der Karte einzelne Sehenswürdigkeiten, Lokale oder Unterkünfte mit angezeigt werden. Viele Apps sind mit einer Anbindung an soziale Netzwerke ausgestattet. Natürlich gehört das nicht zum Standard, aber darauf verzichtet Naviki noch gänzlich.

Es ist aber vielleicht nur eine Frage der Zeit bis viele dieser Punkte umgesetzt sind. Denn Naviki nutzt zur Ansicht das Kartenmaterial von Google Maps. Auf Google Maps wird ein eigenes Straßen- und Wegenetz drüber gesetzt. Dieses besteht aus Informationen von OpenStreetMap und den selbst erhobenen Daten. Die Daten für die Strecken müssen noch vollständig erfasst werden, wozu auch eine steigende Community beiträgt, die ihre Daten zur Verfügung stellt. Diesbezüglich verändert sich also noch einiges und die Entwicklung der App ist längst noch nicht abgeschlossen. Die Naviki-App hinterlässt einen positiven ersten Eindruck und zeigt, dass hier noch viel Potential steckt – solange das Akku reicht. Es bleibt abzuwarten, ob, wie weit und wann diese technische Errungenschaft Auswirkungen auf das Reise- und Buchungsverhalten von aktiven Gästen hat.

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